Sicheres Netz bei Stromausfall, Cyberangriff und Co.

Unternehmensverbund „Versorger-Allianz 450″ will das deutsche Funknetz für Betreiber kritischer Infrastrukturen krisensicher machen

Venusberg. Ein stabiles Netz trotz Stromausfall kann in Notsituationen überlebenswichtig sein. Der neue Funkmast auf dem UKB-Turm des Venusberg-Campus der Uniklinik Bonn (UKB) ist der erste Baustein eines Projekts für ein krisenfestes Funknetz für Betreiber kritischer Infrastrukturen im Rheinland. Der Unternehmensverbund „ Versorger-Allianz 450″ und der Netzbetreiber Bonn-Netz, eine Tochter der Stadt-werke Bonn (SWB), haben ihn Ende Juni in Betrieb genommen.

Das sogenannte 450 MHz-LTE-Funknetz, das durch Masten wie diesen aufgebaut wird, bleibt auch bei einem Stromausfall für 72 Stunden stabil, erklärte das UKB in einer Pressemitteilung. Außerdem sei der Mast technisch so gebaut, dass er vor Cyber-Angriffen und Sabotage geschützt sei.
„Der Funkmast am UKB ist für die primäre Versorgung der Innenstadt und den Bereich Venusberg angedacht. Zudem unterstützen die umliegenden Funkstandorte die redundante Versorgung, falls ein Standort ausfallen sollte“, erklärt Silke Elbern von den Stadtwerken. Beim Bau des Mastes seien „weitestgehend nur westliche Technik-Kornponenten verwendet“ worden, um Sicherheitsanforderungen in einer Krise zu erfüllen. Zum Hintergrund: Über den Einsatz von chinesischer Technologie bei kritischer Infrastruktur wie dem Mobilfunknetz wird in Deutschland seit Jahren diskutiert.

Zwei weitere Funkmasten für Bonn geplant
Der Mast auf dem Venusberg gehört Elbern zufolge zum von Bonn-Netz betreuten regionalen Ausbaugebiet Mittelrhein, das von Köln bis hinter die Mosel reicht. Bonn-Netz ist Teil der Versorger-Allianz 450, einem Zusammenschluss von über 60 Unternehmen der Energie-, Wasser-versorgungs- und Abwasser-Entsorgungswirtschaft. Dieser ist direkt an der 450connect GmbH beteiligt, die das 450-MHz-Funknetz baut und betreibt. Urs Reitis, Geschäftsführer von Bonn-Netz, betonte, wie wichtig eine sichere Kommunikationstechnologie bei Herausforderungen wie Energiewende und Klimawandel ist.
Seit März läuft der Testbetrieb des Funknetzes. Flächendeckend sollen die Dienste bis 2025 verfügbar sein, auch unter Nutzung von Funkstand-orten, die durch die Versorger-Allianz 450 oder beteiligte Unternehmen bereitgestellt werden. Um das gesamte Bonner Stadtgebiet für den Krisenfall abzusichern, müssen neben der Anlage auf dem Venus-berg laut Silke Elbern von den Stadt-werken zwei weitere Masten – einer links- und einer rechtsrheinisch -errichtet werden: ,,Der linksrheinische Funkmast auf unserem Heizkraftwerk ist in der Realisierungsphase, während es bei dem rechts-rheinischen leider noch Probleme mit der Baugenehmigung gibt.“ Der Neubau eines solchen Funkmastes mit Notstromversorgung koste etwa 200.000 Euro. ,,Deshalb, aber auch aus Nachhaltigkeitsüberlegungen, wird vorhandene Infrastruktur wie beim UKB oder dem Heizkraftwerk bevorzugt ausgebaut“, sagt Elbern. „Wir arbeiten seit vielen Jahren eng und partnerschaftlich mit den SWB zusammen. Somit haben wir sehr schnell unsere Zustimmung zur Nutzung unserer Mastanlage gegeben“, sagt Wolfgang Holzgreve, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des UKB. Als Teil der kritischen Infrastruktur überlege das Uniklinikum nun, wie die neue Funkfrequenz auch das hauseigene Vorsorgesystem stabilisieren könnte.

General-Anzeiger Bonn, Hardtberg, Beuel vom 06.07.2023
Autor: Christine Ludewig